Frauen, die Geschichte schreiben

Veröffentlicht am 1.7.2010 in der Augsburger Allgemeinen Zeitung
Von Magnus Hilger

Brecht, Fugger und Holl – das sind alles Namen von bekannten Augsburgern. Dabei werden sie aber überwiegend mit ihren männlichen Trägern in Verbindung gebracht. Sophie Brecht, Barbara Fugger und Rosina Holl sind dagegen weitgehend „im Dunkel des Vergessens“ verschwunden, wie es Martina Berthold vom Frauengeschichtskreis formuliert.

Der Geschichtskreis hat deshalb in Zusammenarbeit mit dem Vermessungsamt einen Frauenstadtplan entworfen. Der Plan soll Touristen und Augsburger Bürgern, männlichen wie weiblichen, helfen, „Orte zu entdecken, wo Frauengeschichte sichtbar wird“, erklärt die Historikerin Edith Findel. Das wäre zum Beispiel am Rathausplatz die spätrömische Göttin Cisa, die als Wappen auf dem Perlachturm thront und noch an zahlreichen anderen Orten zu finden ist. Oder in der Maximilianstraße Barbara Fugger, die einen wichtigen Beitrag zum Aufstieg der Familie geleistet hat.

Für Wilfried Matzke, den Leiter des Stadtvermessungsamtes ist es bereits das dritte Stadtplansonderprojekt in diesem Jahr. Er betont auch, dass die Stadt schon seit 1837 darauf achte, Augsburger Straßen möglichst ausgeglichen nach weiblichen und männlichen Persönlichkeiten zu benennen. Anlässlich der Präsentation des Plans würdigte auch Bürgermeister und Kulturreferent Peter Grab die Leistungen des Frauengeschichtskreises mit einem Zitat frei nach Margaret Thatcher: „Wenn man will, dass über etwas geredet werde, wende man sich an einen Mann. Wenn man will, dass etwas getan wird, wende man sich an eine Frau.“

Eine begnadete Erzählerin

Der Geschichtskreis erforscht bereits seit 1993 die Frauengeschichte und veröffentlicht die Ergebnisse, unter anderem in Form von Gedenktafeln, des Augsburger Frauenlexikons oder des Frauenkalenders. Im aktuellen Projekt, dem Frauenstadtplan, sind neben den historischen Hintergrundinformationen auch Frauentreffs, Beratungsstellen und Kulturangebote verzeichnet. Der Plan ist in einer Auflage von 2000 Exemplaren erschienen und ist in der Touristeninformation am Rathausplatz erhältlich.

Sophie Brecht, die Mutter des berühmten Dichters, war übrigens selbst eine begnadete Erzählerin und förderte das Talent ihres Sohnes frühzeitig.

Rosina Holl, die zweite Frau des Augsburger Stadtbaumeisters, führte als Mutter von 13 Kindern den großen Haushalt mit Gesinde und zahlreichen Gästen.